Montag, 10. Oktober 2011

Unsichtbar

Unsichtbar ist die Frau im Islam im öffentlichen Raum, zumindest sollte sie es sein. Unsichtbar war auch
Tenzile Erdogan, die Mutter des Premierministers Erdogan. Selten gab es Besuche des berühmten Sohnes, die in der Presse berichtet wurden. Vergangene Woche starb die alte Frau, wir wissen allerdings nicht genau in welchem Alter. 

Ihre Aussegnung und Beerdigung war ein mediales Großereignis. Weinend sah man den Premier und erschüttert den Präsidenten, den Außenminister, den Energieminister, den Bürgermeister von Istanbul, den Großmufti während sie den Sarg trugen oder beteten... 
Was wir nicht sahen: Die Ehefrau des trauenden Sohnes, seine Schwester, seine Tochter. Die Freundinnen und Nachbarinnen der Verblichenen, die Familienministerin oder eben kurz: Irgendeine Frau. 

Hunderte Bilder in den Medien, doch um trauernde Frauen zu finden, muss man lange suchen. Irgendwo findet man sie doch noch, aber es ist nicht zu erkennen, wo sich die Ehefrau und Kinder des Ministerpräsidenten aufhalten. Eindeutig ist: Im Hintergrund. Nicht in der Nähe des Sarges. 

Eigentlich könnte man es auch als Ironie des Schicksals betrachten. Denn über achtzig Jahre lebte Tenzile in einer Welt, die durch die strenge Trennung der Geschlechter bestimmt wurde und dann geleiten sie nur Männer in die Ewigkeit. 

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