Freitag, 4. November 2011

Bloß nicht hinsehen

Google weiss, wer sich für Kinderporno interessiert. Die meisten Suchanfragen zu diesem Begriff sollen aus der Türkei stammen. Als diese Meldung das erste Mal durch die Medien gurkte, waren der damalige Innenminister Aksu und der Premier Erdogan entsetzt und versprachen Maßnahmen um die Pornographie mit Kindern zu bekämpfen, wo es nur geht.

Doch heute interessiert die Öffentlichkeit ein anderer Fall. Schon frühzeitig muss das Leben von N.C. aus der Bahn geraten sein. Der Tag, an dem sie das erste Mal an einen fremden Mann verkauft wurde, der ihr Vater hätte sein können, war sicher nur der traurige Höhepunkt einer tragischen Kindheit. Noch 25 Männer sollten folgen: rechtschaffende Bürger der Stadt Mersin, ihrem Heimatort im Südosten der Türkei. Lehrer, Beamte, Handwerker, Soldaten. Alles dabei. 

Aber dann nimmt das Leben von N.C. eine Wende und mit Hilfe eines Pfichtverteidigers kann sie ihre Peiniger anzeigen. Denn laut Ausweis ist das Mädchen erst 12 Jahre alt. Die staatliche Jugendhilfe nimmt sich ihrer an, bringt sie nach Istanbul, stellt ihr eine Anwältin zur Seite. Bis sie 18 wird - dann ist diese nicht mehr zuständig. Langsam, wie die Mühlen der Justiz häufig malen, ist das vor einem endgültigen Urteil. Doch noch immer hat N.C. ein bisschen Glück. Zu diesem Zeitpunkt dürften die Narben der vier Operationen, die sie benötigt hat um wieder sitzen zu können, verheilt sein und es finden sich Anwälte und Vereine, die sich ihrer annehmen. 

Der Schock war das erste Urteil: Milde ließ man den Männern gewähren. Denn man ging davon aus, dass das Kind "einvernehmlichen Sex" gehabt hatte. Und natürlich möchte man das Leben von ehrenwerten Bürgern nicht ruinieren. 

Was man einem Bezirksgericht in Mardin noch verzeihen mag, bestätigte nun der Oberste Gerichtshof der Türkei. Trotz massiver Kritik steht der vorsitzende Richter Fevzi Elmas hinter seinem Urteil und erklärt "Mit Wehgeschrei kann man das nicht ändern". Die Milde, die angewendet wurde, rechnet er damit vor, dass das Knochenalter des Opfers auf 14 Jahre berechnet wurde. Also fast 15! Und dann - dann ist alles nicht mehr so schlimm. Dann kann sie anscheinend entscheiden, dass sie sich von 26 Männern, die ihre Väter oder Großväter hätten sein können, vergewaltigen lassen möchte.  Sieh mal an. 

Wer ein Kind vergewaltigt, der findet schnell ein Schlupfloch. Sei es das "Einverständnis" oder auch die spätere "Ehe". Doch der Ansatz der Pornographie ist ein guter: Das Zusehen sollte ebenso bestraft werden. Und hier reden wir nicht nur von Zelluloid. 


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